Exom >> Sven's stuff >> Teamkleingruppenmodell created: 03/2003

Das Teamkleingruppenmodell der IGS-Holweide

Wie schon a.a.O. erwähnt, Michael und ich waren auf der gleichen Schule, der IGS-Holweide (Integrierte Gesamtschule Köln-Holweide)
Gesamtschule ist nicht gleich Gesamtschule: In den meisten Gesamtschulen haben die Klassen keine eigenen Klassenzimmer: es gibt ‚Kursräume' für Englisch, Geschichte. Für Fächer wie Sport, Naturwissenschaften und Technisches Werken stellt dies in den Unterstufen auch kein Problem dar. Hat die Klasse jedoch überhaupt keinen eigenen Raum, so können die Schüler ihre Sachen nirgends ablegen (ausser in Schliessfächern). Die Größe der Gesamtschulen (in der Regel über 1000 Schüler) macht es verlockend, Klassenzimmer einzusparen und nur Kursräume anzubieten. Eine weitere Einspar-Möglichkeit bietet sich beim Lehrpersonal an: Wenn schon ständig die Räume wechseln, warum nicht auch ständig die Lehrer wechseln; soll heißen, der Englisch-Lehrer bleibt in seinem Englisch-Raum und unterrichtet dort nacheinander verschiedene Klassen. Was Lehrern vielleicht bequem anmutet bedeutet doch für die Schüler ein ständiges ‚in der Schule herumreisen'.
Bei der Planung der IGS-Holweide legte Schulleiterin Dr. Anne Ratzki Wert darauf, daß für jede Klasse auch ein Raum vorhanden ist. (Das ist nämlich eine Grundvoraussetzung für das Teamkleingruppenmodell)
Jedem Schüler sein Klassenzimmer
Nach diesem Modell werden drei Klassen zu einem Verbund zusammengenommen, bis Ende der Sekundarstufe 1. Die Räume der Klassen sind benachbart und sollten während der ganzen SEK I nicht gewechselt werden (eigene Renovierungsarbeiten und Verschönerungen, Regale etc. sind möglich und gewünscht!). Der Unterricht in diesem ‚Team' soll von einem festen Lehrer-Team geleistet werden. In der Praxis wechselt natürlich trotzdem einmal ein Lehrer, sei es aus Vertretung, Schulwechsel o.ä.. In der Regel kommt erst in der Jahrgangsstufe 7 (Einsetzen der zweiten Fremdsprache)ein neuer, bisher unbekannter Lehrer nur für seinen Unterricht in das Team.
Was diese erste Stufe des Modells schon an Vorteilen für die Schüler (und auch die Lehrer) bringt ist kaum zu ermessen. Nachteil scheint mir der mit dem Lehrerteam verbundener ‚fachfremde' Unterricht zu sein: Für bestimmte Fächer finden sich nicht genug Lehrer, so daß ein Fach im Team nicht richtig besetzt ist. Diesen Nachteil nimmt man stellenweise in Kauf genommen. Der Stop der Lehrereinstellung hat sicherlich nicht zu seiner Besserung beigetragen. Der fehlende Fachlehrer wird durch interessierte fachfremde Lehrer ersetzt. Ein Physik-Lehrer mit einem Faible für Bastelarbeiten macht dann halt den Werkunterricht. Freilich geht das nur in der Sekundarstufe 1.
Fachfremder Unterricht
Eine entscheidende zweite Stufe (schließlich heißt es auch ‚Kleingruppenmodell') findet sich auf Klassenebene. Es wird hier kaum Frontalunterricht gemacht, sondern fast nur Gruppenarbeit, selbständig mit Arbeitsblättern. Dazu sitzen die Schüler in Tischgruppen von etwa vier bis sechs Schülern zusammen. Bei der Zusammenstellung der Gruppen wird auf eine heterogene Leistungsverteilung geachtet, so daß die schlaueren oder schnelleren Schüler die schwächeren unterstützen können. Dieses ist audrücklich gewünscht und gefordert. In sofern lernt man auf der Gesamtschule dann etwas sehr wichtiges, was aber sonst nirgendwo gelehrt wird: Man kann und muß jemanden fragen um etwas zu erfahren, es ist eben nicht der Normalfall (im späteren Leben), daß die notwendigen Lehrmittel (Informationen) vom Lehrer (Vorgesetzten) an der Tafel präsentiert werden, und man sie selbst ‚nur' noch aufsaugen muß.
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rev. März 2005